Markenfreaks

März 2009 BILANZ     Zeitungsartikel

 

Angefressen ist jeder von einem anderen Label, doch einig  sind sie sich in einem: Wer seine Marke liebt, lebt für sie.

Wenn Hans Frischknecht in die Katakomben des Parkhauses unter der Uni Irchel in Zürich steigt, betritt er sein ganz persönliches Reich. Dort befindet sich der Ausstellungsraum, wo er seine Sammlung präsentiert: Der Spezialist für verkehrstechnische Fragen bei der Zürcher Kapo sammelt seit 20 Jahren Cola-Gadgets und ist Mitglied im Coca-Cola Club Schweiz. Er besitzt über 1000 Cola-Flaschen aus praktisch allen Ländern der Welt – aus Rumänien etwa oder Eritrea. Frischknecht dokumentiert damit die globale Präsenz der Marke. «Mich fasziniert die Vielfalt, die mit dem Coca-Cola-Schriftzug verbunden ist», sagt er.
Frischknecht ist einer jener Freaks, die von einer Marke komplett angefressen sind. Von Apple bis Ikea, von Nokia bis Swatch: Viele Kultmarken faszinieren Leute wie Frischknecht in solcher Weise, dass sie ihnen zusammen mit Gleichgesinnten einen grossen Teil ihrer Zeit, ihres Geldes und ihres ganzen Lebens widmen. Sehr zur Freude der entsprechenden Hersteller.

LEIDENSCHAFT. In Frischknechts Sammlung tragen auch Spielwaren wie Tretautos aus Blech oder Barbie-Puppen den rot-weissen Cola-Schriftzug. Briefbeschwerer,  Uhren, Spieldosen, Kuscheltiere, Flaschen- und Dosenöffner sind in allen Variationen zu finden. Frischknecht hat zudem Cola-Aschenbecher in seiner Sammlung – mehrheitlich ältere Stücke. «Rauchen ist der Gesundheit abträglich, und deshalb werden keine Raucherutensilien mehr hergestellt», sagt er. Anfangs wurde seine Leidenschaft von seiner Tochter befeuert, die Cola-Fanartikel sammelte. Als sie es leid wurde, kaufte der Vater ihr die Sammlung ab.
Nie geht der Kantonspolizist aus Fällanden ZH ohne ein Cola-Gadget aus. Bindet er sich eine Krawatte um, trägt diese das Markenlogo. Nur einmal hat er keinen Cola-Schlips getragen. «Das war bei meiner Hochzeit vor einem Jahr», sagt Frischknecht. Gegründet hat er den Club erst 2005, doch startete er gleich mit 50 Mitgliedern. «Die meisten von ihnen kannte ich von meiner Sammeltätigkeit her», so Frischknecht. Die Mitgliederzahl nehme stetig zu, und von 25 bis 65 Jahren seien alle Altersklassen vertreten. «In Sammelclubs», sagt er, «gibt es immer Nachwuchs.» Anders als andere Clubs hat der Verein mit einem Anteil von 50 Prozent kein Frauenproblem.



Harald Fritschi Text / Oliver Bartenschlager Foto